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eine Liebe

© Sabine Vess, 2013
IGdA-aktuell 2013/2

Ich liebe Peru seit meinem ersten Aufenthalt dort am mächtigen Ucayali in sumpfiger Hitze Tag und Nacht.
Dann werde ich gebeten die Kreativität von Webern, Gold- und Silberschmieden und Töpfern der Anden zu schüren in dünner Luft, brennenden Mittagen, kalten Nächten, Höhen überwindend, die mir Himmel und Erde Blut durchtränken.
Nicht einschlafen, höre ich, nicht einschlafen.

Wieder fahren wir von Lima nach Norden durch die endlose graue Wüste grenzend ans Meer. Hier und da Wegweiser nach Stätten von einst, Kreuze für Tote von jetzt wie manchmal ein Wort, eine Gebärde in der Stille zwischen uns. Die Städte entlang der Küste stinken nach Fisch. Die Strasse hoch in die Anden führt durch Tembladere (Zitterstadt), wo eine Malaria herrscht, die Menschen für immer zittern lässt.

Zwei Wochen später, wieder eintauchend in die graue Wüste bei Trujillo, herrscht schlagartig Nacht, ist die Wüste schwarz; ab und zu ein paar Lichter. Noch sechs Stunden. Wir singen, sprechen, du erzählst von den toten Frauen, die um Mitternacht ihre Gräber verlassen, die Panamericana überqueren, den Truckern die Köpfe verdrehen.
Gegen Mitternacht erreichen wir Lima.


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