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room IV.4 - zu Nummer 2016.02-2






Ende 2017 wurde ich gebeten für einen Wettbewerb der IGdA (Interessengemeinschaft deutschsprachiger Autoren) ein Bild Zur Verfügung zu stellen und beim Jahrestreffen im Oktober 2018 etwas dazu zu sagen.


Die zerbombten Städte Syriens, sandfarben wie der Boden, hatten den Anlass gegeben.

Vögel mit grünen Zähnen können nicht weg
aus in
Asche gelegten Häusern, wie Geschehen, eingebrannt in deren
Skelette, notierte ich.


Am 15. Februar 2016 stellte ich das Bild und sein Negativ kommentarlos auf meine Facebook Seite.





Das sind die Dachreiter der Kathedrale in 's-Hertogenbosch, schrieb ein Freund, der die Stadt und die Reiter da oben kennt. Schon Hieronymus Bosch ergötzte sich an diesen Wesen. Sie tauchen in seinen Bildern auf.
Fünf Jahre lang hatte ich da mein Atelier.





Wasserspeier über Inka-Ruinen bei Einbruch der Nacht, schrieb einer aus Peru zum Negativ.





Ich leuchte aus, was die Nacht sonst wieder verschlingt.
2004 hatte ich einen Monat am Fusse der Inka-Ruinen von Ollantaytambo gearbeitet. An der Bahnstrecke zum Machu Picchu. War oft durch die Stätte gestreift.





In die Felsen jenseits des Tales hatten die Inkas ihre Kornspeicher gebaut, Gesichter in die Felsen gehackt.



Am 12. August 2013 sehe ich Pressefotos der vergasten Kinder von Damaskus. Den ganzen Tag hatte ich auf dreckigen Plätzen, Strassen und Korridoren Limas mit meinen Strassenkindern Theater geprobt, fiel auf mein Bett und schaute mir Nachrichten an. In jener Nacht fing ich an die Kinder und Trümmerstädte Syriens und auch Bashar al-Asad zu zeichnen und zu malen. Wer ist dieser Herrscher, der Kinder vergast? Wo befinden wir uns?

2014 spielt ein Pianist in Damaskus Ruinen mit zerquetschter Hand Klavier, singt seine Klage.
Seinerzeit, in denen von Warschau, spielt Haut auf Knochen mit eisigen Fingern und viel zu langen verdreckten Fingernägeln Chopin.

Kunst ist der unblutige Zwilling des Krieges, ist unerbittlicher Tanz.

Wie meine Bilder, meine Texte trage ich alle Spuren, auch die Klänge, die Gerüche meines zurückgelegten Weges in mir; auch die weggekratzten, abgedeckten. Sie prägen mich und was ich tue mit.

Das Malen jeden Bildes ist ein tiefgreifendes Geschehen und bis zuletzt bleibt offen, was mich von daher dann anstarrt.
Die meiste Zeit geht drauf an Starren. Zunächst auf das, was ich malen muss, durch was ich hindurch muss, auch wenn ich mir dessen noch gar nicht bewusst bin. Dieses Starren geschieht während des Prozesses immer wieder. Immer erneut tasten meine Augen, meine Sinne wortlos ab, womit die Hand weitermachen muss.
Beim Zeichnen und Malen gehört das Feld der Hand.
Verfalle ich in deutende Worte, gehe ich, räume das Haus auf, laufe lange am Fluss entlang.

Der sichtbare Prozess fängt mit dem Auftragen der Grundierung, der bindenden Haut, an.





Hier lagen die Strukturen und Rhythmen der Ruinen und die Vögel schon in dieser Haut.





Ich lotete diese so geprägte Haut aus.





Dann begann das Spiel mit den Farben, zeigten sich mir schon die grünen Zähne.





Im Negativ schien alles ein Märchen.





Das Orange griff um sich,





deckte mehr und mehr ab.





Da sass ich, starrte,





stellte das Bild auf den Kopf.




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